30. April 2012

Interview mit Schießsportleiterin Marlen Flörkemeier

Schießsportleiterin Flörkemeier
Schießsportleiterin Flörkemeier

Marlen, wie bist du darauf gekommen einen Lehrgang für die Schieß- und Standaufsicht  zu besuchen?


MF: Thilo Angermann vom Rott-Vorstand hat in unserer Frauen-Schießgruppe angefragt, ob von uns jemand Zeit und Lust hätte, an einem Schießwartlehrgang teilzunehmen. Ich habe in den Terminkalender geschaut, hatte an dem besagten Wochenende Zeit und hab das dann auch so kundgetan.

Als von den anderen Frauen niemand Zeit hatte, wollte ich nicht als letzte auch noch kneifen und auch absagen. Außerdem hoffte ich, dass aus den anderen Schießgruppen die eine oder andere Frau noch mitmachen würde. Das stellte sich am ersten Tag des Lehrgangs dann aber als Fehleinschätzung heraus. Nur die Frau unseres Obersts nahm auch an dem Kurs teil. Also waren die Herren der Schöpfung klar in der Überzahl und die Mehrzahl der Männer hatten eher das Alter meiner Söhne als das meine. Also auf gut deutsch, ich war dort die älteste Schachtel und außer Oberst Begemann waren alle anderen jünger.

An diesen Samstag wurde mir dann auch zum ersten Mal klar, dass es eine Prüfung zu bestehen galt. Thilo wusste schon, warum er das alles nicht so genau erzählt hatte. Wenn ich das vorher genauer gewusst hätte, wäre wohl auch von mir eine Absage gekommen.

Klasse, auf was hatte ich mich da bloß eingelassen? Keine Ahnung von Waffen und Munition und dann noch eine Prüfung machen, nach der man theoretisch in der Lage ist, sich eine Waffe zu kaufen. So langsam bekam ich den Flattermann!

 

Was hattest du vom Schießsportleiter- Grundlehrgang erwartet? So heißt doch der Lehrgang offiziell?

 

MF: Ja, genau. Aber als Thilo uns gefragt hat, war von Schießsportleiter nie die Rede. Es ging um die  Berechtigung auf den Stand Aufsicht zu führen.

Ich habe ganz blauäugig gehofft bei dem Lehrgang auch etwas besser Schießen und Treffen zu lernen – was eigentlich auch von Nöten wäre. Da wurde ich jedoch schnell eines Besseren belehrt. Geschossen haben wir nur einmal mit der Pistole, aber nicht, um besser treffen zu lernen, sondern um zu lernen, auf was man alles achten muss, wenn ein Sportschütze mit seiner eigenen Waffe auf den Schießstand erscheint.

Außerdem hatte vor einiger Zeit beim Schießen eine meiner Schützenschwestern einige Probleme mit ihrem Luftgewehr und kam damit nicht so gut zurecht. Dabei fuchtelte sie mit dem Gewehr herum und die Mündung der Waffe war plötzlich auf mich gerichtet. Ganz vorsichtig nahm ich den Lauf der Waffe und schob ihn beiseite in Richtung Schießstand. In diesem Moment wurde mir schon bewusst, dass ich mich, bzw. wir, uns mit dem sicheren Umgang mit Waffen noch mal beschäftigen sollten.

 

Warum hast du dich letztendlich entschieden den Lehrgang zur Aufsicht auf dem Schießstand mitzumachen?


MF: Einmal wegen der oben geschilderten Situation.

Zum anderen bin ich der Meinung, dass wir eine Frauenschießgruppe sind. Also sollte mindestens eine von uns Frauen auch in der Lage sein, Aufsicht zu führen bzw. die Verantwortung dafür zu übernehmen. Da jedoch unsere Schützenschwester mit der Schießwartausbildung die Schießgruppe vor einiger Zeit verlassen hat, war das in unserer Gruppe nicht mehr gegeben. Wir Frauen waren alleine ohne männliche Unterstützung nicht in der Lage auf den Schieißstand unser Schießen zu absolvieren.

Außerdem kann unser lieber Herbert, der dankenswerterweise bei uns jetzt immer die Aufsicht macht, auch mal verhindert sei. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir auf Herbert verzichten wollten und könnten, denn dafür fehle ich viel zu häufig beim Schießen. Und wenn ich anwesend bin, sitze ich auch viel zu gerne bei den anderen Schützenschwestern um zu quatschen. Also sei’s gedankt, dass es Herbert gibt und hoffentlich muss ich nicht zu oft die Schießstandaufsicht übernehmen.

 

Was hat dir der Lehrgang zur Waffensachkunde gebracht?

 

MF: Also ich kenne nun den Unterschied zwischen Büchse und Flinte und weiß was putative Notwehr ist.

Die Reichweite und Wirkungsweise von Geschossen und die wichtigsten Vorschriften über den Umgang mit Waffen und Munition kann ich jederzeit schnell nachlesen und wieder ins Gedächtnis rufen. Was den sicheren Umgang mit Waffen angeht, habe ich einiges dazugelernt und eine gehörige Portion mehr Respekt vor Waffen aller Art. Auch vor dem Luftgewehr mit dem wir Frauen schießen. Immerhin kann man mit dem Luftgewehr auch noch auf 300m jemanden treffen und verletzen.

Von größter Bedeutung sind für mich wohl die Informationen zur Standaufsicht gewesen. Wobei mich die Waffenkunde und das Waffenrecht rein privat am meisten interessiert haben.

 

Hast du dich für die Sachkundeprüfung vorbereitet?

 

MF: Aber ganz sicher. Wollte doch nicht als Aprilscherz enden, da unsere Prüfung ja am 1.April abgenommen wurde.

Zuerst habe ich, wie meine Kinder sagen, das Kreuzen (ankreuzen von Fragen) ohne alles verstanden zu haben, geübt. Nur leider machte ich immer wieder bei denselben Fragestellungen Fehler, solange ich nicht verstanden hatte, was mit der Frage gemeint war, um was es ging und wie logischerweise die korrekte Antwort lauten mussten. Also einfaches auswendig lernen geht mit zunehmendem Alter scheinbar nicht mehr.

Vieles war mir jedoch auch von dem ersten 14-stündigen Schulungswochenende im März hier in der Schießhalle in Erinnerung geblieben. Der zum Teil doch etwas trockene Stoff wurde von unserem Kursleiter Herrn Wallbaum engagiert und interessant rübergebracht. Dabei verlangte er jedoch einiges an Sitzfleisch. Es wurde zügig ohne große Pausen sehr konzentriert der Unterrichtsstoff durchgearbeitet.

Außerdem wollte ich nicht in die mündliche Prüfung auf den Schießstand kommen, denn meine Kenntnisse über Waffen- und  Munitionarten, waren und sind immer noch nicht besonders. Also musste ich von den 90 Fragen mindestens 80% richtig beantworten, damit dieser Kelch an mir vorüber ging.

Zum Glück hat alles geklappt und ich sowie alle anderen Lehrgangsteilnehmer haben ihre Sachkundeprüfung bestanden.

 

Vielen Dank Marlen Flörkemeier!